Radiance

Der Film „Radiance“ hilft bei der Entschleunigung. Die Japanerin Naomi Kawase bietet mit dem Film eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. Auf dem Filmfestival Cannes 2017 in Frankreich feierte der Liebesfilm Premiere. In die deutschen Kinos schaffte es „Radiance“ im September des gleichen Jahres.

Radiance [dt./OV]
Dauer: 102 Min.
Jahr:
Regie: Naomi Kawase
Produzenten: Naoya Kinoshita, Masa Sawada, Yumiko Takebe
Hauptdarsteller: Ayame Misaki, Masatoshi Nagase, Tatsuya Fuji
Nebendarsteller: Kazuko Shirakawa, Mantarô Koichi
Studio: Comme des Cinemas, Kino Films, Kumie, MK2 Productions
Sprachen: Deutsch, 日本語

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Ein Fotograf, der sein Augenlicht verliert, ist fast undenkbar. Doch das passiert mit Nakamori. Durch einen trüben Fleck nimmt er seine Umwelt wahr. Dieser Fleck wird zunehmend kleiner. Die Blindheit ist unheilbar. Akzeptieren kann er diese Krankheit nicht, immer wieder versucht er es aufs Neue, Bilder mit seiner Kamera zu schießen.

Besetzung, Regie und Drehorte

Die japanische Regisseurin Naomi Kawase, geboren 1969 in Nara, schafft mit dem Werk „Radiance“ ein ASMR-Erlebnis, Autonomous Sensory Meridian Response. Bestimmte Geräusche verbindet das Gehirn mit Bildern, diese Funktion nutzt der Liebesfilm. Die 101 Minuten spannendes Kino ist komplett Naomi Kawase zuzuschreiben. Sie schrieb ebenfalls das Drehbuch. Bekannt wurde die Regisseurin bereits mit „Kirschblüten und rote Bohnen“ und „Immer wieder das Meer“.

Den Titel „Radiance“, sowie den japanischen Originaltitel bedeutet übersetzt Licht. Die gesamte Produktion fand in Japan statt und übernahmen Naoya Kinoshita, Masa Sawada und Yumiko Takebe. Enthalten sind übereifrige Poesie und eine Menge Sonnenaufgänge und –untergänge. Darsteller sind: Masatoshi Nagase (Masaya Nakamori), Tatsuya Fuji (als Kitabayashi), Noémie Nakai, Chihiro Ohtsuka, Ayame Misaki (als Misako Ozaki), Kazuko Shirakawa, Mantarô Koichi, Nobumitsu Ônishi und Saori.

Ein dreiviertel Jahr nach dem deutschen Kinostart erschien der Film auf DVD. Die Montage führte Tina Baz aus.

Handlung & Inhalt vom Film „Radiance“

Die erste Szene zeigt einen Mann im Kino. Auf der Leinwand tauchen Bilder einer japanischen Stadt auf. Dazu spricht eine ruhige weibliche Stimme. Diese erklärt, was genau zu sehen ist. Die Sprecherin heißt Misako, eine junge Audiodeskriptorin für Kinofilme für sehbehinderte Menschen. Es verlangt eine Menge sprachliches Einfühlungsvermögen, diese Art von Filmen herzustellen. Nach diesem Testlauf können alle Mitwirkenden ihre Meinung kundtun. Der Mann am Anfang ist der Fotograf Nakamori, der nach und nach sein Sehvermögen verliert.

Er hadert mit seinem Schicksal und lässt seine schlechte Laune an anderen aus. Provokativ stellt Nakamori der Dame Fragen und beurteilt ihre Arbeit harsch. Nach einiger Zeit ist die Diskussion wesentlich freundschaftlicher und versöhnlicher. Die Supervisorin überreicht Misako ein Bildband von genau diesem Fotografen. Sie versucht ihr zu erklären, dass Blinde ein großes Vorstellungsvermögen aufweisen. Eine gute Arbeit erfordert, die Fähigkeiten zu respektieren und Raum zu lassen, um selbst etwas interpretieren zu können.

Während der nächsten Arbeit schreien die Stimmen in ihrem Hinterkopf und bringen immer wieder die zwei Gespräche zum Vorschein. Trotz der verletzenden Worte weckt der Mann ihr Interesse. Private Treffen folgen und es dauert nicht lange, bis die beiden sich verlieben. Doch die Beziehung ist schwer. Ein unglücklicher, kranker Fotograf und eine Misako, die ihre belastende Vergangenheit erkennt. Der Verlust des Vaters sitzt Misako noch im Nacken. Nach einem Wanderausflug in die Berge kam er nie wieder.

Ihre demenzkranke Mutter kann diese Situation nicht mehr fassen, aber für Misako ist die Situation belastend. Als Paar greifen sie zu allen erdenklichen Mitteln, sich den Traumata zu stellen. Der eine besitzt eine Hoffnungslosigkeit in die Zukunft und der andere eine Hoffnungslosigkeit in die Vergangenheit. Sie versuchen, alles mit neuen Augen wahrzunehmen. Es taucht eine Welt voller Licht auf. Diese Welt war für Misako unbekannt und für Nakamori nur ein Schleier.

Eine Liebesgeschichte zum Eintauchen. Der Fotograf unternimmt Versuche die Lücke im Leben von Misako zu schließen. Bei sich selbst muss er lernen, das letzte Sehvermögen gehen zu lassen und nicht starsinnig daran festzuhalten. Er besitzt nun eine Frau, die sein Leben mit neuen schönen Bildern bereichert. Happy End für diese Liebesgeschichte? Schauen Sie selbst.

Fazit & Kritiken zum Film „Radiance“

Der Film „Radiance“ ist nicht nur eine tolle Liebesgeschichte, sondern auch für Filminteressierte eine gute Möglichkeit den Wissensstand zu verbessern. Von Misako erfährt der Zuschauer, wie Audiotranskription funktioniert. Seit einiger Zeit ist diese Filmvariante bei den öffentlich-rechtlichen Sendern öfters im Einsatz. Das Ziel ist, Film oder Programmbeiträge Blinden und Sehbehinderten zugänglich zu machen. Das Drama ist zu über die Hälfte aus diesem Grund entstanden. Den Menschen den Horizont zu erweitern, sich selbst zu öffnen oder sein eigenes Umfeld neu zu entdecken.

Die Regisseurin zwingt beiden Darsteller und selbst die Zuschauer, immer wieder sich mit dem Loslassen zu beschäftigen. Dafür benutzt sie Stimmungen aufgrund von Bildern und Dialogen. Allerdings sind die stillen Momente besser geglückt. Für so eine schwierige Lebenssituation die passenden Worte zu finden, fiel auch Kawase nicht leicht. Ab und zu kommt deswegen ein wenig Kitsch auf die Leinwand. Ein Drama, welches über die Zerbrechlichkeit des Lebens berichtet. Es kämpft für die Sensibilisierung, dass es keine „richtige Fassung“ gibt. Ein Film für Blinde kann gleichzeitig auch ein Film für Sehende sein.

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